Zackenerdschildkröte- Geoemyda spengleri
Die Gattung Geoemyda wird momentan in zwei Arten aufgeteilt:
- Geoemyda spengleri
- Geoemyda japonica
Da Geoemyda spengleri die am meisten gehaltene Art ist, möchte ich mich in meiner Ausführung nur auf diese beschränken.
Aussehen
Geoemyda spengleri ist eine kleinbleibende Art, die je nach Herkunft nur 6-12 cm groß wird. Die Tiere sind von gelb bis rot/braun in allen Farbnuancen anzutreffen. Viele Halter wollen anhand der Färbung auch auf die Herkunftsgebiete dieser schließen, was jedoch aufgrund der oft unbekannten Herkunft der Elterntiere kaum möglich ist. Ein Großteil der Importtiere kommt aus Hongkong, da dort die gesammelten Exemplare zwischengelagert und später exportiert wurden.
Vorkommen
Geoemyda spengleri bewohnt die Hochwälder Chinas und Vietnams. Dort lebt sie relativ versteckt in den Laubschichten, perfekt getarnt durch ihre Färbung und die Form des Panzers. Shi konnte 2005 den Nachweis erbringen, daß Zacken-Erdschildkröten auch auf der Insel Hainan vorkommen. Dies wurde zwar schon 1943 von Mertens berichtet, nur hatte dieser als Belegexemplare falsch bestimmte Jungtiere von Heosemys spinosa (Stachelerdschildkröte) herangezogen.
Haltung
Die Haltung von Zacken-Erdschildkröten stufe ich aufgrund des Bedarfs an lebendem Futter, aber auch des täglichen Besprühens des Terrariums als nicht sehr einfach ein. Der Halter von Geoemyda spengleri sollte sich auch bewusst machen, daß eine Haltung mehrer Tiere in einem Terrarium -egal welcher Größe- nie lange gut gehen wird. Da die Tiere ausgesprochene Einzelgänger sind, wird bei einer gemeinsamen Haltung mehrerer Tiere sehr schnell das kräftigste über die anderen dominieren. Dabei muß es nicht zwangsläufig zu Beißereinen kommen, jedoch verkriechen sich die unterdrückten Tiere oft in Verstecke, werden krankheitsanfällig und können sogar an den Streßfolgen sterben.
Ein Becken für eine ausgewachsene Geoemyda spengleri sollte 100cmx40cm bzw. 100cmx50cm nicht unterschreiten, da die Tiere einen hohen Bewegungsdrang haben. Diese Becken können offen oder geschlossen gewählt werden, wobei sich Becken die geschlossen sind meines Erachtens besser eignen. Diese halten länger die hohe Luftfeuchtigkeit, die die Tiere brauchen.
Das Behältnisse sollte aufgrund der immer währenden Feuchtigkeit mit einer Drainageschicht versehen werden. Diese lässt sich sehr gut aus Seramis oder anderen Tongranulaten herstellen. Auf diese kann man Pinienerde und normale Walderde streuen. Pinienerde wurde von mir extra aufgeführt, da diese Keim- und Pilzhemmend wirkt und zusätzlich auch gut Feuchtigkeit regulieren kann. Ein idealer Bestandteil des Bodengrundes also.
Bepflanzen kann man das Terrarium mit verschiedenen Farnen und feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Auch wirkt die Verwendung verschiedener Moose auf das Auge und reguliert nochmals die Feuchtigkeit.
Abschließend kann man wie im natürlichen Habitat auch, Blätter in das Becken einbringen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, daß Eichenlaub verwendet wird, andere Blätter verrotten sehr schnell und sind daher eher unpraktisch für eine Zimmeranlage.
Wichtig ist eine genügend große Wasserschüssel, in der gebadet und getrunken werden kann. Das Wasser muß darin täglich erneuert werden, da in den Wasserschalen auch Exkremente abgesetzt werden. Für gut habe ich glasierte Topfuntersetzer empfunden, da diese leicht auswaschbar sind.
Überwinterung
Im Winter handhabe ich es so, dass ich den Raum, in dem meine Zacken-Erdschildkröten wohnen, auf ca. 6-10 Grad abkühle. So können meine Tiere ohne großen Umsetzungsstress in Überwinterungsboxen eingewintert werden. Da nicht jeder Halter diese Möglichkeiten hat, ist alternativ auch eine Überwinterung in einem Kühlschrank oder einem Kellerschacht möglich. Dazu werden die Tiere in eine mit feuchter Erde und feuchtem Laub ausgekleideten Kiste eingebracht, in der sie ca. 2 Monate bei schon angegeben niedrigen Temperaturen untergebracht werden. Eine Winterstarre sollte den Tieren unbedingt angeboten werden, da diese dem normalen Lebensrhytmus entspricht und nicht überwinterte Tiere eine geringere Lebenserwartung, aber oftmals auch einen allgemein schlechteren Gesundheitszustand aufweisen.
Vermehrung
Möchte man Geoemyda spengleri vermehren, setzt man circa zwei Wochen nach der Winterruhe ein Männchen in das Becken des Weibchens. Das Männchen fängt normalerweise sofort nach dem Erblicken des Weibchens an um dies zu werben. Dazu führt es Nickbewegungen aus, die vom paarungsbereiten Weibchen erwidert werden. Bei meinem Männchen verfärbt sich dabei auch der Hals ins fleischfarbene. Sollte das Weibchen nicht zu einer Verpaarung bereit sein, ignoriert sie das Männchen und wendet sich mit geöffnetem Maul ab. Wenn dies passieren sollte, trennt man die Tiere und wiederholt den Paarungsversuch 14 Tage später. Bei einem erfolgreichen Werben reitet das Männchen innerhalb weniger Minuten auf das Weibchen auf. (vgl. Gad, J 1998)
Eiablage
Jasser-Haeger(2006) gibt an, daß die Tiere ca. 4-6 Wochen nach erfolgreicher Verpaarung anfangen die Nahrungsaufnahme einzustellen. Kurz darauf werden die Eier der Tiere unter Moos versteckt bzw. auch im Substrat vergraben gelegt. Eier, die nicht vergraben werden, sind in der Regel nicht befruchtet. Weitere Gelege können im Abstand von 4-6 Wochen folgen, ein Gelege umfasst zwischen einem und drei Eiern.
Inkubation
Hierbei haben sich zwei Methoden als geeignet erwiesen. Eine Inkubation der Eier auf feuchtem Moos in einem Inkubator, oder das belassen der Eier im Terrarium. Bei der Inkubation im Inkubator muß darauf geachtet werden, daß die Eier genügend Feuchtigkeit haben, aber auch nicht zu hohe Temperaturen erfahren dürfen. Eine zu hohe Inkubationstemperatur verursacht ein Absterben der Eier bzw. auch verkümmerte Jungtiere beim Schlupf.
Beim Belassen der Eier im Terrarium tritt bei einigen Weibchen eine Art Brutpflege auf. Diese Weibchen bleiben immer in der Näher zum Eiablageplatz und verlassen diesen nur zur Nahrungsaufnahme und zum Baden. Danach kehren diese unverzüglich zu ihrem Eiablageplatz zurück. Werden diese Tiere gestört, verteidigen sie mit geöffnetem Schnabel das Revier um das Gelege (mündl. Mitteilung Jasser- Häger).
Aufzucht der Jungtiere
Meine Jungtiere von Geoemyda spengleri werden einzeln in Becken von 60cmx30cm gepflegt. Der Bodengrund unterscheidet sich von den Alttieren nicht. Als Versteckplatz habe ich lockeres Moos, Blätter und einen Farn in das Becken eingebracht. Zusätzlich werden in den Becken Kellerasseln als Futtertiere gehalten. Diese eigenen sich ideal als Beibesatz für die Terrarien. Auf der einen Seite sind die Tiere sehr gutes Futter, andererseits fressen sie organischen Abfall und fungieren als „Gesundheitspolizei“ im Spengleri- Terrarium. Auch haben die Tiere die Eigenschaft, daß sie unfähig sind Glasscheiben hochzuklettern. Dies macht ein Ausbrechen unmöglich. Als weiteres Futter werden Würmer, Schnecken (Nackt- und Gehäuseschnecken), Heimchen, Grillen, Mäusebabys und selten junge Marmorkrebse gegeben.
Besonderheiten
Geoemyda spengleri verdanken ihr skurilles Aussehen der Tatsache, daß sie die Fähigkeit haben ihre nach vorne gerichteten Augen unabhängig voneinander zu bewegen (Henze 2004). Durch die ungeheure Präzision ihrer Augen sind Zackenerdschildkröten in der Lage sowohl auf langsame, als auch schnell bewegliche Beutetiere zu reagieren und diese schlußendlich zu erbeuten.
Verwendete und weiterführende Literatur
Hilgenhof, R. J. (2001): Zur Haltung und Zucht von Spenglers Vietnamesischer Zackenerdschildkröte- Radiata 10-1: 3-12
Jasser Haeger, I.; Saus A.(2006): Naturnahe und VerhaltensgerechteEingewöhnung, Haltung und Nachzucht der Zackenerdschildkröte Marginata 11/2006: 21-30
Aoki, R. (1990): Freshwater turtles of Japan. Biology of Japan 4(1): 60 – 65.
Artner, H. (1995): Nomenklatur aktuell: Gattung Geoemyda. Emys 2(5): 25.
Buskirk, J. (1993): Captive propagation and husbandry of the Vietnamese Leaf turtle (Geoemyda spengleri). The Vivarium 5(3): 28 – 29; 31 – 33.
Eckelmann, G. (1966): Eiablage bei Geoemyda spengleri. Aquarien Terrarien Leipzig 13(1): 32.
Espenshade, William H. III and Le Thien Duc (2002): Pu Mat turtle hunter interview. Turtle and Tortoise Newsletter 5: 16 – 17.
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